Donnerstag, 25. Februar 2010

Nissan MysticXperience 2010

Gut 10h nach unserer Abfahrt erreichen wir spätabends unseren Schlafplatz in Pont-Saint-Martin im Aostatal, unweit von Gressoney. Nach rund 800km Autofahrt, die Co-Pilot Bastl schon zum Vorschlafen genutzt hat komme auch ich endlich zu meinem wohlverdienten Schlaf. Da der Contest aufgrund des Wetters um einen Tag nach hinten verschoben wurde, bleibt uns am Donnerstag genug Zeit um Gressoney – La Trinitè und die Umgebung zu erkunden. Schon auf der Welcome Party lernen wir einige nette Leute kennen und bald kommt gemütliches Community-Feeling auf, welches uns glücklicherweise bis hin zur Siegerehrung begleitet.

Überrascht von der Tatsache, dass wir uns beide überhaupt für diesen Freeride World Tour Qualifier Contest qualifiziert haben beschließen wir folgendes: Sollte jemand von uns ins Finale kommen, rasiert er sich den Bart oder färbt sich die Haare blond…
Freitagmorgen steht eigentlich die Face-Inspection auf dem Plan, aber aufgrund des schlechten Wetters und zu starkem Wind ist es gar nicht möglich zum Face zu kommen und wir beschließen mit Daniel und Jojo, unseren Lieblingsbayern, etwas shredden zu gehen. Trotz schlechter Sicht und absoluter Ortsunkundigkeit sind schnell einige Lines in den Pulverschnee gezogen und der restliche Tag vergeht wie im Flug.

Auf zum Ridersmeeting – 18.00! Doch in Italien gehen die Uhren etwas langsamer und deshalb nutzen wir die Zeit um unsere Startnummern ab zu holen. Nach dem Motto:“ Jeder ist seines eigenen Glückes Schmied“ ziehen wir die Nummer aus einer Box. Bastl la „quindici“ (15) und ich la „trentotto“ (38). Mit einer gemütlichen Stunde Verspätung beginnt der etwas chaotische aber äußerst amüsante Vortrag der Organisatoren doch noch. Wir sehen zum ersten Mal Fotos vom Quali-Face und in perfektem Italienglisch werden uns die wichtigsten Dinge bezüglich des Contests erklärt. Mit den Abschließenden Worten: „If you break some arms or legs, don’t move! So we send helicopter“ waren auch alle Fragen bezüglich der Sicherheit abgeklärt.
Ab ins Auto und Schlafen lautet die Devise!












Nach Startnummernanprobe vor dem Auto und Lines scouten auf der Digicam schlafen wir beide mit einem Grinsen direkt neben der Talstation ein. Da uns das Gas schon in der vorhergehenden Nacht ausgegangen ist, werden wir am nächsten Morgen auch mit dem selben (eingefrorenen) Grinsen wieder munter. Doch das ist nebensächlich, denn perfektes Wetter begrüßt uns am Tag der Qualifikation. Voller Motivation packen wir unsere Ausrüstung und stürmen in die erste Gondel. Am Berg angekommen machen wir uns gemeinsam mit den restlichen der 120 Teilnehmer auf zur Judging Area um die perfekte Line am gegenüberliegenden Quali-Face zu finden , doch bald ist es an der Zeit mit dem Hiken zu beginnen um rechtzeitig am Start zu sein.













Nach einem ca 30-minütigen Hike ist der Startpunkt erreicht und jeder ist auf sich selbst gestellt. Jetzt gilt es nur mehr seine Line zu finden und dem Berg seinen Stempel aufzudrücken. Der Bastl nützt seine niedrige Startnummer, zaubert einen Flüssigen Run (in rosa eingezeichnet!) mit einigen Cliffdrops und technischen Segmenten in den Schnee, und qualifiziert sich mit dem 19. Rang für das Finale am Sonntag!












Ich verpatze meinen Run leider, da ich mich kurz vor dem Start für einen anderen Entry zum Face entscheide und meine ursprüngliche Line (rote Linie) nicht mehr finde. Anstatt eines steilen technischen Einstiegs und einem 10m Cliff am Ende, fahre ich eher planlos aber doch noch flüssig und mit einem Mini-Drop zum Schluss den Berg hinunter (grüne Linie) und muss mich deshalb auch am Ende mit Rang 27 zufrieden geben.












Wettschulden sind Ehrenschulden – und deshalb heißt es “Bart ab!“ für den lieben Bastl. Inspiriert von einem italienischen Pizzakoch wird aber nur die Hälfte des Bartes gestutzt und ein neuer Trend gesetzt.













Mit neuem Look und topmotiviert startet Bastl in den nächsten Tag. Schon nach kurzer Inspektion des schwierigen und steilen Final-Faces weiß er genau wie er den Berg bezwingen will und macht sich zum 45-minütigen Hike zum Startpunkt auf. Er hat wieder Contestblut geleckt und will mehr als „nur“ den 19. Platz. Nichts zu verlieren und mit voller Überzeugung startet er in seinen Finallauf und zieht seine Line, die wieder technisch und mit Cliffdrops gespickt ist, bis zum Ende des Faces mit Speed und Kontrolle durch. Nicht nur die im Ziel wartenden Rider waren davon beeindruckt, sondern auch die Judges fanden großen Gefallen an dieser Darbietung und honorieren den Run mit dem 7.Platz !!!























Überglücklich und mit einem halben Kilo Gesichtsbehaarung weniger zieht er jetzt seine Schwünge durch den Schnee. Aber auch ich bin hungrig auf mehr und wir freuen uns beide auf die noch ausstehenden Contests um uns beweisen zu können.
Mit dem 7. und 27. Platz bei der Nissan MysticXperience in der Tasche und einigen neuen Bekanntschaften, machen wir uns auf nach Frankreich.

mario

Für die partywütigen unter euch:
Hangloose Party im Palais Auersperg am
Freitag, 19. März 2010 !!!!!

Montag, 22. Februar 2010

Auf getrennten Wegen...

Nach ein paar sehr feinen Tagen am Krippenstein trennen sich unsere Wege. Während ich mich nach Osttirol begebe um an einem Alpenvereinskurs über Risikomanagement (www.alpenverein.at/risk-fun) teilzunehmen, verbringt der Mario die Tage im schönen Salzburgerland um endlich wieder qualitativ hochwertige Fotos mit Markus Rohrbacher aufzunehmen. In Innervillgraten schleppe ich also meinen neuen Atomic Atlas täglich bis zu 1000 Höhenmeter nach oben. Warum ich mir das Mehr an Gewicht antue? Weil es geht! Ich empfehle jedem Freerider, sich selbst für den dicksten Ski Felle zuzulegen. Den eingebüßten Aufstiegskomfort hat man nach den ersten zwei Schwüngen wieder wettgemacht!
















In der Zwischenzeit bedient sich der Mario nördlich vom Alpenhauptkamm einer weitaus angenehmeren Aufstiegshilfe. Zum ersten Fotospot gelangt er äußerst gemütlich mit dem hauseigenen Aufzug. Das Endresultat des Abends ist die Erstbefahrung der Personalhaus-Südwand.









Ich hingegen verschlafe dieses historische Ereignis, weil ich die Nacht zur Erholung brauche. Meine Beine danken mir für jede Minute Schlaf. So habe ich nach einer weiteren wunderbaren Skitour auch noch Energie für eine Almhütten-Dropsession am Weg zurück zur Unterkunft. Wer bei diesen Bildern Lust auf „Lernen für’s Leben“ bekommt und sich in Sachen Lawinenkunde und Tourenplanung praxisnah und in gemütlicher Runde weiterbilden möchte, dem kann ich nur „Risk’n’Fun“ ans Herz legen. Danke an Frizz für die Fotos und an alle anderen für die supergeile Zeit!

















Eh schon den First Descent in der Tasche und noch immer nicht zufrieden wartet auf Mario ein weiterer Tag voller Freeride- und Foto-Action. In gewohnter Manier scheucht der Markus den Mario kreuz und quer über den Berg. Die Fotos sind dafür sogar so gut geworden, dass er uns für den Blog nur seine B-Shots zur Verfügung stellt, und die sind immer noch erste Sahne!










Mittlerweile sind wir wieder vereint und jagen den Transit über überteuerte italienische Autobahnen nach Gressoney. It’s Contest Time, MysticXperience here we come!




Montag, 15. Februar 2010

Es hat sich gelohnt =)

Wie schon im letzen Blogentry erwähnt, führen uns die prognostizierten Neuschneemengen in die Freesports Arena Krippenstein. Wer sich an dieser Stelle ein vom Massentourismus befallenes Skigebiet vorstellt, irrt gewaltig!

Das Pistenangebot beschränkt sich auf eine einzige Talabfahrt und die Bergfahrt wird mittels Großraumgondeln bestritten, welche je nach Auslastung alle 10 bis 15 Minuten die powderhungrigen Freerider auf den Berg bringen.

Die leider nicht für jedes Skigebiet anwendbare Gleichung: wenig Piste = viel Backcountry behält zumindest am Krippenstein ihre absolute Richtigkeit, und wird mit einem Verhältnis von 10km Piste zu 30km feinsten „off piste“ Varianten eindeutig bestätigt.









Eiseskälte und knappe 50cm Neuschnee am ersten Morgen steigern die Vorfreude auf superleichten Pow ins unermessliche. Nach einem ausführlichen Informationsaustausch mit den Guides von „Outdoor Leadership“ über die Gefahren am Krippenstein geht’s los zur Gondel. Schon am Weg zum Gipfel bekommen wir einen ersten Eindruck über die Freeridemöglichkeiten, welche allesamt zurück zur Mittel- oder Talstation der Dachstein – Krippensteinbahn führen und somit meist ohne lästige Hikes zu befahren sind.









Schier unendliche Abfahrtsvarianten, gespickt mit Cliffs im oberen Teil, gehen auf zirka halbem Weg in teils dichten Wald mit umgefallenen Bäumen und voll mit Pillows in allen möglichen (und auch unmöglichen) Formen über. Der perfekte Spielplatz für den ambitionierten Freerider also.

Besonders zum empfehlen ist die Variante „Eisgrube“ welche durch die Vielseitigkeit und die 1500m Höhendifferenz selbst nach 10 Abfahrten noch immer Spaß macht.

Die Bilanz von 2 Tagen Krippenstein lässt sich kurz in: knietiefer Pulverschnee, unzählige Faceshots, Dauergrinsen und „schön ist es auf der Welt zu sein!“, zusammenfassen.








Bevor es das erste Mal am "Stoa", wie er von den Locals genannt wird, zum riden geht, sollte man sich unbedingt über die Eigenheiten des Berges informieren (lassen). Denn leider warten hier selbst auf den markierten Varianten unzählige schlecht erkennbare Dolinen, die schon einigen Freeridern das Leben gekostet haben!

Im nächsten Blogentry lest ihr, warum in Zauchensee die Nachbarn kopfschüttelnd am Balkon stehen und wie man mit einem Atlas tausende Höhenmeter aufsteigen kann!

Bis dahin, ride safe und viel Spaß beim powdern!

mario

Donnerstag, 11. Februar 2010

Kühtai!

Eigentlich wollten wir ja auf der Axamer Lizum skifahren. Aber weil die Abzweigung von der Bundesstraße sich hinter dieser unübersichtlichen Rechtskurve regelrecht versteckt rauscht der Transit einfach geradeaus weiter ins Sellrain bis er in Kühtai zum Stillstand kommt. Auch gut, wenn nicht sogar um Welten besser.


Strahlender Sonnenschein ist ein reiner Hilfsausdruck um das dort herrschende Wetter zu beschreiben. Bevor wir uns also auf die weiße Pracht stürzen schmieren wir uns die Gesichter erstmal ordentlich mit Sonnencreme ein. Lichtschutzfaktor 15, Safety First! Die Schneeverhältnisse sind sogar so gut, dass wir auch am nächsten Tag ohne Sonnenschein ausrücken.












Eigentlich wären wir ja noch ganz gerne länger geblieben. Aber weil uns die Neuschneeprognose für das Salzkammergut eindeutig besser gefällt und wir schon immer mal am Krippenstein fahren wollten, brechen wir unsere Zelte im Kühtai ab. Ob es sich gelohnt hat lest ihr im nächsten Blog.
bastl

Montag, 8. Februar 2010

IG "Pulverschnee" ???

Durchwachsen ist wohl das passendste Wort für die Verhältnisse, die uns in den letzten Tagen geboten wurden. Gute Skifahrer zeichnen sich jedoch dadurch aus, bei allen Verhältnissen gut zurechtzukommen. Und richtig gute Skifahrer schaffen es auch noch dabei jede Menge Spaß zu haben. Kurzfristig stand sogar eine Namensänderung zu „IG Nassschnee/Bruchharsch“ im Raum, aber Eines nach dem Anderen…


In Engelberg waren wir mit den Schneebedingungen zu Beginn noch sehr zufrieden. In einer windgepressten aber trockenen Neuschneeschicht surfen wir einen halben Tag lang unter der Schweizer Sonne durch das kupierte Gelände, ehe uns der Nebel heimsucht. Auf dem nachstehenden Foto sieht man Mario, wie er mit einem selbst entwickelten Kompressionstest die tatsächliche Dicke der Neuschneeschicht „misst“. Die Fallhöhe von ca. 10 Metern ist in seiner Gleichung eine Konstante, die Dicke der Neuschneeschicht ist mit 10 Zentimetern um die Tiefe des Einschlagslochs normalverteilt.














Der Tags darauf einsetzende Südfön hält ihn gottseidank vor noch weiteren Untersuchungen ab. Die mittlerweile komplett durchnässte Schneedecke hindert uns daran noch mehr Schweizer Franken für Skipässe auszugeben, somit fällt die Entscheidung auf eine Skitour. Knapp oberhalb der Waldgrenze finden wir, dass auch eine kleine unbewirtschaftete Almhütte als Tourenziel gilt.























Die darauffolgende Abfahrt durch 30 Zentimeter komplett durchfeuchteten Faulschnee gestaltet sich jedoch als weitaus amüsanter als angenommen! Powder wird völlig überbewertet, man darf bloß absolut keine Erwartungen an eine Abfahrt stellen.



Es ereilt uns die Nachricht, dass in den nächsten Tagen ein Paket mit neuem Skistuff in Innsbruck auf uns wartet. Ohne zu zögern brechen wir Richtung Osten auf um auf halbem Weg vom Hochtannbergpass aus nochmal eine kleine Skitour zu gehen. Das Wetter passt optimal und erste Schneeuntersuchungen bestätigen, dass es in dieser Höhenlage noch nicht getaut hat.













Doch nach wenigen Metern schon die ersten Setzungsgeräusche und Rissbildungen in der Schneedecke. Also doch keine Skitour. Gar nicht Ski fahren steht bei diesem Prachtwetter aber auch nicht zur Debatte, weswegen wir wenig später in tiefere Lagen zurückkehren, um im Tiroler Lechtal die Jöchelspitzbahnen unsicher zu machen. In der Mittagspause füllen wir nicht nur unsere Mägen mit köstlichen Landjägern sondern auch die ersten Coreshots im Skibelag mit 5-Minuten-Epoxy. Noch ein paarmal durch den Nassschnee schwingen und dann ab nach Innsbruck.














Sie haben Post! Und was für eine. Besten Dank an HangLoose für Ski und Bindung. Ich kann es kaum erwarten mein neuestes Big Mountain Gerät auszutesten und träume schon von steilen, unverspurten Hängen.











Hoffentlich lässt die Lawinenlage bald wieder ordentliches Freeriding zu.

bastl

Dienstag, 2. Februar 2010

Grüezi aus der Schwyz!

Jetzt sind wir schon eine ganze Woche in der Schweiz und beschämenderweise finden wir auf den Speicherkarten unserer Kameras immer noch keine herzeigbaren Action-Fotos… Die Synchronisierung akzeptabler Schnee- und Sichtverhältnisse hat bisher einfach noch nicht richtig funktioniert, und das eine Mal, als wir spätnachts/frühmorgens noch Rodeln waren, fehlte die Kamera...

Wir fahren also nach Luzern um uns mit unserem Freund Marc Schlüssel zu treffen. Gemeinsam beziehen wir eine kleine aber sehr sehr feine Ferienwohnung in Realp, unweit der Talstation Gemsstockbahn in Andermatt. Um die lange Fahrt in die Schweiz ein wenig interessanter zu gestalten wetten wir auf die Fabrikate passierender Autos oder auf die Farbe der nächsten Verkehrsampel. Mario zwingt mich an dieser Stelle festzuhalten, dass ich ihm mittlerweile vier kleine Radler schuldig bin.

Andermatt ist in der Theorie ein Wahnsinns-Freeridegebiet, in der Praxis fehlen uns zu Beginn etwa zwei Meter Schnee. Das Wetter ist aber gut genug um die Tage dennoch am Berg zu verbringen. Die Abende verleben wir meist zusammen mit einigen guten Schweizer Freunden. Es wird gut gespeist und getrunken, gescherzt und gelacht, ein ausgesprochen nettes Völkchen. Nur die Lehrstunde beim „Mäxchen“-Würfeln hätte ein wenig humaner ausfallen dürfen.













Als dann endlich frischer Schnee kommt leidet das Skivergnügen an unzufrieden stellenden Sichtverhältnissen. Fliegender Wechsel in die Sauna also. Das Rahmenprogramm passt, eine der vielen sympathischen Facetten der Schweiz.













Mittlerweile sitzen wir wieder in Luzern und schauen zu wie sich dicke Flocken auf dem Fensterbrett aufhäufen. Für morgen steuern wir einfach ein Gebiet mit Bäumen an, dann sollte es mit der Kombination aus gutem Schnee und guter Sicht auch endlich passen.

bastl